Gemeinde Neukirchen-Wyhra
Die Gemeinde Neukirchen-Wyhra existierte vom 22. Dezember 1992 bis zum 1. Oktober 1993. Im Landkreis Borna des Freistaates Sachsens lag sie etwa fünf Kilometer südlich der Kreisstadt Borna in der Leipziger Tieflandsbucht. Es grenzten die Gemarkungen Zedtlitz, Schönau, Nenkersdorf, Bubendorf, Benndorf, Thräna und Blumroda in Sachsen an die Gemeinde. Südwestlich des ehemaligen Gemeindegebietes befindet sich die Gemeinde Fockendorf in Thüringen. Neukirchen-Wyhra entstand am 22. Dezember 1992 durch Namensänderung der Gemeinde Neukirchen mit dem Ortsteil Wyhra. Am 31. Dezember 1992 hatte sie eine Fläche von 977 Hektar, auf denen 1.484 Personen lebten.[1] Am 1. Oktober 1993 schloss sich Neukirchen-Wyhra mit der Nachbargemeinde Zedtlitz zu Wyhratal zusammen, das am 1. Januar 2004 nach Borna eingegliedert wurde.
Historisches
Postkarte von Wyhra um 1910 |
Die Gemeinde Neukirchen-Wyhra hat das getan, was vielerorts im Bornaer Land möglich wäre. Sie hat einen der typischen Vierseitenhöfe im Jahre 1991 in ein Volkskundemuseum umgewandelt und versucht auf dieser Insel das Leben vor der Kohle zu verdeutlichen. Im idyllischen Wyhratal auf der Wegstrecke ins reizvolle Kohrener Land gelegen, bietet die Gemeinde jedoch dazu ein attraktives Umfeld, und im Dorf macht so manche weitere schmucke Fassade, neben der des Museumshofes, auf sich aufmerksam. 1891 wurde mit der Grube Wyhra der erste Tagebau in der Amtshauptmannschaft Borna erschlossen. |
Der Transport der Kohle erfolgte über eine Drahtseilbahn nach Neukirchen. Die dort 1887/88 erbaute Brikettfabrik war die erste im Revier. Schon um die Jahrhundertwende waren dadurch die beiden Orte eng miteinander verbunden. Im Umfeld der Brikettfabrik hat der Bergbau stärkere Spuren hinterlassen als in Wyhra, welches bis heute seinen dörflichen Charakter behielt. Das Dorf Wyhra, obwohl größer und bedeutend älter als der Ort Neukirchen, ist seit 1948 Ortsteil von diesem. |
Schule Neukirchen um 1930 |
Karte von Neukirchen-Wyhra und Umgebung von 1939
Zeittafel
1101 In den Pegauer Annalen wird der Ort "Wira" erstmalig erwähnt. Dorfanlage (Gassengruppendorf) und Flurform (Gewannflur) sprechen für eine Zusiedlung deutscher Bauern
1350 "Neukirchen" erscheint erstmals im Lehnbuch Friedrichs des Strengen
1430 Die Hussiten ziehen durch Neukirchen und verwüsten es
1494 Die Kirche in Wyhra wird erbaut
1500 Christoph von Neustadt ist Besitzer der Rittergüter in Neukirchen und Zedtlitz
1511 Die Dorfkirche St. Stephanus in Wyhra erhält einen spätgotischen Schnitzaltar
1550 Neukirchen zählt 19 besessene Männer, 1 Häusler, 23 Inwohner und 16 Hufen Land
1559 Einführung der Reformation in Wyhra
1546 bis 1551: Das Dorf Wyhra zählt etwa 200 Einwohner (35 besessene Mann, 30 Inwohner) und besitzt 32 Hufen Land
1568 In Neukirchen wird die Kirche St. Laurentius erbaut
1600 bis 1686 Das Rittergut Neukirchen ist im Besitz der Familie von Draschwitz
1618 bis 1648 während des Dreißigjährigen Krieges leiden beide Orte durch enorme Verwüstungen; allein an der Pest sterben in Neukirchen 26 und in Wyhra 87 Menschen
1672 In den Urkunden wird eine Mühle in Wyhra erwähnt
1708 Neukirchen erscheint in den Quellen als Rittergut
1813 Im Verlauf der Völkerschlacht bei Leipzig belagern französische Truppen den Ort Neukirchen und verlangen von den Einwohnern ungewöhnlich harte Leistungen
1846 Johann Heinrich Engelmann erbaut das zur Wassermühle in Wyhra gehörige Wohnhaus
1883 Erweiterung der Neukirchener Schule am Schulweg durch Anbau
1883 bis 1887: Die Brikettfabrik Neukirchen wird erbaut; sie produziert die ersten Briketts im Bornaer Revier; Adolf Bleichert, Fabrikbesitzer in Leipzig-Gohlis, ist alleiniger Inhaber des Werkes
1890 Neukirchen erhält eine ,,Postagentur“ und damit den Anschluss an das Telegraphennetz
1890 bis 1910: Die verstärkt einsetzende Industrialisierung erhöht die Einwohnerzahl beider Orte; in Neukirchen steigt sie von 382 auf 506 und in Wyhra von 419 auf 817
1894 Die Kirche St. Stephanus (Wyhra) wird gründlich erneuert und erhält einen neuen Kirchturm
1895 Vergrößerung des Kohlenwerkes durch den Ankauf eines großen Teils der Wyhraer Flur die Kohle wird in Wyhra gewonnen und mittels einer 2,4 km langen Drahtseilbahn in das Neukirchner Werk befördert
1897 Durch die ,,Grube Wyhra“ wird der erste Tagebau im Bornaer Braunkohlenrevier erschlossen
1898 Infolge des Braunkohlen- abbaus ziehen viele Arbeiterfamilien nach Wyhra; die Schule muß erweitert werden
1902 1. Mai: Feierliche Einweihung der Bahnhofshaltestelle Neukirchen an der Leipzig-Borna-Chemnitzer Eisenbahnlinie
1908 Die Dampfziegelei des Rittergutsbesitzers Kabitzsch wird in Neukirchen in Betrieb gesetzt. Der Bau von 15 Arbeiterhäusern mit 49 Wohnungen beginnt
1921 Administrative Vereinigung des selbständigen Rittergutes mit der Gemeinde Neukirchen
1926 Neukirchen erhält eine Ortswasserleitung
1933 Von den 719 Neukirchener Einwohnern sind 84 landwirtschaftlich tätig Die Freiwillige Feuerwehr Wyhra wird gegründet. In Wyhra leben 1072 Einwohner, davon sind 133 in der Landwirtschaft tätig.
1946 Wyhra wird Ortsteil von Neukirchen: die Gemeinde heißt nun Neukirchen-Wyhra
1950 Das Gut Neukirchen wird vom ,,Kommunalwirtschafts- unternehmen Borna“ verwaltet.
1954 Gründung der Landwirtschaftlichen Produktions- genossenschaft ,,8. Mai“ Neukirchen-Wyhra: sie übernimmt das kreisgeleitete Gut
1988 Abriss des baufälligen Rittergutes: auf dem Gelände errichtet die LPG eine Schweinemastanlage
1971 Stilllegung der Brikettfabrik Neukirchen
1973 Auf Beschluss des Kirchenvorstandes wird der Kirchturm der St.-Stephanus Kirche in Wyhra wegen Baufälligkeit abgerissen
1987 Die Ziegelei wird stillgelegt
1991 In einem typischen Vierseitenhof am Rande des historischen Ortskerns von Wyhra entsteht ein Volkskundemuseum
1993 1. Oktober: Neukirchen, Wyhra und Zedtlitz vereinen sich zur Einheitsgemeinde "Wyhratal"; Durch die Mitgliedschaft im "Kohrener Fremdenverkehrsverband" will die Einheitsgemeinde die touristischen Angebote erweitern